Gestern hatte ich eine Coaching Session und auch ein bißchen über Aphantasie gesprochen. Ein Satz hat mich berührt: "Bilder sind Mittel zum Zweck." Und zwar zum Zweck Gefühle zu erzeugen. Fühlen kann ich sehr gut.
Wenn ich zum Beispiel nachdenke, kann ich sehr gut die Situationen "fühlen". Mich würde interessieren wie das bei Menschen ohne Aphantasie ist.
Ich bin ein Mondkind und hier habe ich einen wunderschönen rot gefärbten Vollmond gesehen. Immer wenn ich den Mond sehe oder an ihn denke, fühle ich Sehnsucht und gleichzeitig Neugier.
Diesen wunderschönen Mond möchte ich auch bildlich in Erinnerung halten und speichere ihn daher auch hier.
ich fühle wenig. Manchmal komme ich mir wie ein Computer vor. Sehe/höre ich allerdings eine Szene, so empfinde ich schon etwas, allerdings denke ich, dass es anders ist, als bei Menschen ohne Aphantasie. Beispielsweise musste ich bei Mbappés Zusammenstoß beim Kopfball unwillkürlich wegsehen. Denke ich darüber nach, empfinde ich eigentlich nichts, ich kann mich nur erinnern, welche Emotionen ich zu dem jeweiligen Zeitpunkt hatte.
Ich kann in meinem Hier & Jetzt sowohl eigene Gefühle empfinden als auch andere Leute recht gut lesen.
Allerdings kann ich Emotionen genauso wenig erinnern wie die üblichen 5 Sinne, betrachte mich also auch als emotional fantastisch.
Ich kann dadurch auch nicht trauern über Vergangenes oder Zukünftiges.
Das hat etwas für sich! 😉
Ich bin mir da unschlüssig ob das so ist. Auf der einen Seite habe ich große Partys oft gemieden, weil ich immer bemerkt habe wem es wo gerade nicht gut ging (irgend ein kleines oder großes Drama passiert ja immer) und ich mich unwohl gefühlt habe da nicht zu helfen (was soll man wildfremden Personen nach einem Streit auf einer Abyparty helfen...?)
Auf der anderen Seite agiere ich heute typischerweise sehr "fachlich" und vermeide es mich in die Gefühlswelten anderer Menschen einzumischen, so ich nicht dazu eingeladen werde. Von meinen Mitmenschen werde ich definitiv als überdurchschnittlich gefühlskalt wahrgenommen - wenngleich nicht in einem ausmaß, dass das jemals zu irgendwelchen Problemen geführt hätte.
Da du ja auch nach anderen Perspektiven/Wahrnehmungen dazu fragst...hier einmal meine persönliche hyperphantastische: bei mir sind Gefühle neben Geruch, Geräuschen und anderen Sinnen ebenso Teil meiner inneren Wahrnehmung/Vorstellung wie die sichtbare Szene. Sprich ich kann in meiner inneren Vorstellung beispielsweise auch mit anderen Menschen interagieren, oder sie auch einfach nur wahrnehmen, und die Gefühle von ihnen, mir, der Umgebung dabei wahrnehmen. Anderes Beispiel: bei der oft genannten Vorstellungsübung sich einen Apfel innerlich vorzustellen geht das bei mir soweit, dass ich mit saftigem Knackgeräusch in den Apfel in hineinbeiße - ist er süßlich freu ich mich, da ich saure Äpfel eher nicht so mag.
Hallo Nadine. Hallo Thomas.
Eure Aussagen tun mir grad gut. Auch ich habe Aphantasie und staune immer wieder darüber, dass in Artikeln über Aphantasie geschrieben wird, wir könnten schreckliche Bilder oder Horrorfilme viel leichter ansehen als Menschen mit bildlichem Vorstellungsvermögen, da wir die Bilder danach ja nicht in uns trügen. Bei mir ist das jedoch total anders! Ich ertrage überhaupt keine schrecklichen Bilder, würde mir nie im Leben einen Horrorfilm ansehen und muss bereits bei ganz normalen Krimis oder Actionfilmen ziemlich oft wegschauen (und weghören), da mir die Bilder (und Geräusche) ganz einfach zu viel sind. Kennt ihr das auch?
Hallo Nadine,
ich habe selbst Aphantasie und würde eher vermuten, dass die Gefühle wohl ausgeprägter sind.
Ähnlich wie bei Blinden, die Gerüche, Berührungen, etc umso stärker wahrnehmen.
Zu behaupten/unterstellen „Aphansie = Gefühlskalt“, ist jedenfalls definitiv falsch.